Das neue ElWG 2025 vorab: Österreichs Strommarkt vor der größten Reform seit 20 Jahren
Das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) 2025, das Anfang 2025 in Kraft treten soll, ist die umfassendste Reform des österreichischen Strommarktes seit Langem. Es verfolgt das klare Ziel, die Energiewende zu beschleunigen, das Stromnetz zu modernisieren und die Kosten fairer zu verteilen. Für Elektriker und ihre Kunden ergeben sich daraus zahlreiche wichtige Änderungen.
Wir haben für euch die wichtigsten Punkte zusammen gefasst vor Beschluss!
1. Mehr Freiheit für Prosumer: Energiegemeinschaften und Peer-to-Peer-Handel
Eine der größten Neuerungen ist die gesetzliche Verankerung des Peer-to-Peer-Handels. Das bedeutet, dass Produzenten erneuerbarer Energie (sogenannte Prosumer), beispielsweise aus einer eigenen PV-Anlage, ihren überschüssigen Strom künftig einfacher direkt an Nachbarn, Familienmitglieder oder lokale Betriebe verkaufen können.
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Was ändert sich? Bisher war die direkte Stromweitergabe nur in sehr engen Grenzen möglich. Das neue Gesetz erleichtert dies enorm und macht lokale Energiegemeinschaften attraktiver. Die Bürokratie wird vereinfacht, und es gibt spezielle Regelungen für private Netznutzung innerhalb dieser Gemeinschaften. Für Elektriker ist dies von hoher Relevanz, da sie die zentrale Ansprechperson für die Installation und die technische Umsetzung solcher Projekte sind.
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Praxisbeispiel: Obwohl das Gesetz noch neu ist, gibt es bereits Vorläufer. Die „Bürger-Energie-Gemeinschaft Sieghartskirchen“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie der direkte Stromhandel in der Praxis funktionieren kann. Der dort lokal erzeugte Strom wird vorrangig innerhalb der Gemeinschaft verbraucht, was die lokale Wertschöpfung und Unabhängigkeit vom externen Stromnetz stärkt.
2. Fairere Netzentgelte: Wer einspeist, zahlt mit
Bisher trugen vorwiegend die Verbraucher die Kosten für das Stromnetz. Das neue ElWG sieht eine gerechtere Verteilung der Netzentgelte vor.
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Was ändert sich? Künftig werden auch jene, die Strom in das Netz einspeisen, an den Kosten beteiligt. Das entlastet die reinen Verbraucher und schafft einen Anreiz für eine effizientere Nutzung des Netzes. Die Tarife werden zudem dynamischer und flexibler gestaltet, um Verbraucher zu motivieren, Strom dann zu nutzen, wenn er besonders günstig ist. Für Elektriker bedeutet das, dass sie ihre Kunden über die neuen Kostenstrukturen und die potenziellen Einsparungen durch eine angepasste Nutzung beraten müssen.
3. Die Rolle der Smart Meter: Transparenz und Flexibilität
Intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter, sind ein zentrales Element der Reform.
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Was ändert sich? Das Gesetz regelt die Nutzung der viertelstündlichen Verbrauchsdaten für den Netzbetrieb und erleichtert die Installation. Smart Meter ermöglichen flexible Netzentgelte und dynamische Stromverträge. Verbraucher können damit ihren Strompreis in Echtzeit an den Marktpreis koppeln und von günstigeren Phasen (z.B. bei hohem Wind- oder Sonnenstromangebot) profitieren.
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Bedeutung für Elektriker: Sie werden vermehrt mit der Installation und Konfiguration von Smart Metern zu tun haben und müssen ihre Kunden über die Vorteile der datengesteuerten Verbrauchsoptimierung aufklären.
4. Expertenmeinungen und kritische Stimmen
Die Reaktionen auf das ElWG sind überwiegend positiv, doch es gibt auch kritische Anmerkungen.
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Die E-Control, die Regulierungsbehörde für den Energiemarkt, begrüßt das Gesetz als wichtigen Schritt. Auch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) sieht in der Reform eine Chance, warnt aber davor, dass einige Regelungen, wie die Ausnahmen für große Anbieter bei dynamischen Preisen, den Wettbewerb einschränken könnten.
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Kritische Stimmen betonen, dass der Erfolg des Gesetzes von seiner detaillierten Umsetzung abhängen wird. Die neue Regelung zu den Netzentgelten könnte beispielsweise für Kleinsterzeuger eine bürokratische Hürde darstellen.
Quellen für die Recherche
Wenn Sie die Informationen für Ihren Blog vertiefen möchten, sind die folgenden Quellen eine ausgezeichnete Basis:
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Offizielle Gesetzestexte und Erläuterungen: Das österreichische Parlament stellt den Gesetzesentwurf und die dazugehörigen Erläuterungen (310/ME) zur Verfügung.
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Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK): Auf der Website des BMK finden Sie Pressemeldungen und offizielle Informationen zum ElWG 2025.
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E-Control: Die Regulierungsbehörde E-Control veröffentlicht regelmäßig Analysen, Stellungnahmen und Marktberichte zum Thema.
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Wirtschaftskammer Österreich (WKO): Die WKO bietet Informationen und Beratungsunterstützung zu den Auswirkungen des Gesetzes für Unternehmen.